Löschgruppenfahrzeug Ziegler LF-8 1991 – 2017

Unser alter „Werkzeugkoffer“

Wie es begann…

Bis zum Juli 2018 nutzte die Freiwillige Feuerwehr Brunnenreuth ein Löschgruppenfahrzeug LF8-TS (leicht). Das Fahrzeug wurde am 14. Mai 1991 neu beschafft und in Dienst gestellt. Dieses Fahrzeug wurde noch nach der bis dahin gültigen DIN-Norm 14530 Teil 7 bestellt und aufgebaut, diese Norm wurde allerdings 1991 außer Kraft gesetzt. Seitdem war unser Fahrzeug kein genormtes Fahrzeug mehr, durfte allerdings weiterhin verwendet werden. Die damals neu in Kraft getretene DIN 14530 Teil 5 ließ nur noch Löschgruppenfahrzeuge LF8/6 zu, welche einen mindestens 600 Liter fassenden Wassertank mitzuführen hatten. Diese Änderung kam für unser Fahrzeug leider zu spät, so dass wir bis 2017 ohne eigenen Wasservorrat auskommen mussten. Im Jahre 2002 wurde die DIN-Norm abermals überarbeitet, das LF 8/6 wurde durch das LF 10 ersetzt.

Aufgebaut wurde das Fahrzeug von der Firma Albert Ziegler GmbH in Giengen/Brenz. Als Basis diente ein Fahrgestell Mercedes-Benz 709D (T2) mit einer Motorleistung von 86 PS, einem zulässigen Gesamtgewicht von 5,99 Tonnen  und verfügt über insgesamt 9 Sitzplätze. Beladen war das Fahrzeug bei Auslieferung nach dem damals gültigen Normbeladeplan und verfügte über keinerlei Zusatzausstattung.

Veränderungen im und am Fahrzeug

Im Laufe der Jahre wurde das Fahrzeug entsprechend den fortgeschrittenen Anforderungen  sowohl im Übungsdienst als auch bei Einsätzen in Aussehen und auch Beladung mehrfach angepasst und erweitert. Was sich als unpraktikabel oder wenig sinnvoll erwies wurde umgebaut oder entfernt, um einsatztaktisch wertvolleren Ausrüstungsgegenständen Platz zu bieten. Besonders die Kameraden Marcus Kramer, Stefan Netter und Andreas Netter (mit Unterstützung zahlreicher weiterer Kameraden) brachten sehr viele, für uns innovative, Ideen ein und übernahmen auch größtenteils die technische Umsetzung. Auch die Werkstattabteilung der Berufsfeuerwehr Ingolstadt konnte uns hier des öfteren mit Rat und Tat zur Seite stehen.

Die auffälligste Änderung außen an unserem Fahrzeug war sicherlich der nachträglich rundum angebrachte gelbe und retroreflektierende Sicherheitsstreifen. Dieser diente vorrangig der besseren Erkennbarkeit des Fahrzeuges bei Nacht oder schlechter Witterung. Aber dadurch passte sich das Fahrzeug auch besser in das Gesamtbild der Ingolstädter Feuerwehrfahrzeuge ein.

Sehen wir uns das Fahrzeug etwas näher an und machen einen kleinen Rundgang (Bilder dazu unten in der Galerie)…

Die Fahrerkabine

In der Fahrerkabine hatten Maschinist und Gruppenführer ihre Plätze. Der Maschinist führte das Fahrzeug und bediente die Sondersignalanlage. Der Gruppenführer beginnt bereits auf der Anfahrt mit der Einsatztaktik und gibt erste Informationen und Befehle an die Mannschaft weiter. Zur Komunikation mit der Leitstelle stand ihm ein Funksprechgerät (FuG8-B 4m-Band) zur Verfügung sowie ein 2m-Band Handsprechfunkgerät. Zudem ist hier das Atemschutzboard zur Überwachung der eingesetzen Atemschutzträger untergebracht, dieses befindet sich in einer speziellen Schutztasche und wurde unterhalb des Sprechfunkgerätes untergebracht.

Griffbereit für den Gruppenführer wurde ein Kasten zwischen den Sitzen angebracht, der die Einsatzpläne für besonders gefährdete Gebäude in unserem Zuständigkeitsbereich enthält, wie etwa vorhandene Tiefgaragen, die Firma R.I.B. oder das Hotel Mercure in Spitalhof.

Da die ebenfalls zusätzlich beschafften Sprechfunkgeräte für das 2-Band für Angriffstrupp, Gruppenführer und Maschinist in eigenen Ladestationen aufbewahrt wurden, die eine Ladeerhaltungsfunktion aufweisen und über das Bordnetz des Fahrzeuges gespeist werden, wurde von den Kameraden ein Batteriemanagmentsystem eingebaut, das die Stromversorgung der Fahrzeugbatterie überwachte. So wurde sichergestellt, dass wir unser Fahrzeug nicht in den Einsatz schieben mussten.

Dazu wurde unter dem Fahrersitz eine Anschlusskupplung angebracht, die mithilfe eines Magneten in Position gehalten wird. So wird ein versehentliches Abreißen des Steckers vermieden, sollte er in der Hektik eines Einsatzes einmal vergessen werden.

Die Mannschaftskabine

In der Mannschaftskabine fand die Einsatzmannschaft ihre Plätze, bei einer kompletten Löschgruppe sind das Angriffstrupp, Wassertrupp, Schlauchtrupp sowie der Melder.

In der Mannschaftskabine sitzt allerdings nicht nur die Mannschaft. Hier ist auch eine große Menge an Gerätschaften und Zubehör untergebracht, das teils unter den sitzen, aber auch in der Kabine selber zu finden ist. Dazu gehören z.B. die Atemschutzmasken für die Geräteträger, Handlampen, Feuerwehrleinen, Handsprechfunkgeräte und Handlöschgeräte.

Unter den klappbaren Sitzbänken finden sich Werkzeugkasten, Büffelheber, Schaummittelbehälter, Brechstangen, Hooligan-Werkzeug, Schaufel, Spaten, Warnwesten, Decken und vieles mehr.

Das ist aus heutiger Sicht unter dem Aspekt des Unfallschutzes und im Sinne der UVV in keinster Weise mehr Zeitgemäß und im Falle eines Unfalles natürlich höchst gefährlich für mitfahrenden Feuerwehrangehörigen. Diese sitzen in diesen alten Fahrzeugen ohne jede Rückhaltesicherung. Bei einem Umsturz oder gar einem Überschlag des Feuerwehrfahrzeuges würde sich ein großer Teil der Gerätschaften unkontrolliert und mit großer Wucht durch das Fahrzeug bewegen.

In neuen, modernen Feuerwehrfahrzeugen wie unserem jetzigen Rosenbauer LF-10 neuester Generation wird darauf geachtet, dass sich so wenig Material wie nur irgend möglich in der Mannschaftskabine befindet, die Sitze sind mit Rückhaltesystemen ausgestattet und bieten heutzutage ein Höchstmaß an Sicherheit für die mitfahrenden Feuerwehrleute.

Die Geräteräume

eine weitere Besonderheit unseres Fahrzeuges war, das hier lediglich drei Geräteräume zur Unterbringung der Feuerwehttechnischen Ausstattung vorhanden sind.

(Allen Feuerwehrfahrzeugen gemeinsam ist die einheitliche Nummerierung der Geräteräume. Dabei werden die Räume auf der in Fahrtrichtung rechts befindlichen Seite mit geraden Zahlen (G2, G4, G6 …), von der Kabine beginnend, durchnummeriert. Die Geräteräume auf der linken Fahrzeugseite tragen dementsprechend ungerade (G1, G3, G5 …) Zahlen. Der Heckgeräteraum bekommt in der Regel die letzte der ungeraden Ziffern, oder er wird eben als Geräteraum Rückseite (GR) bezeichnet).

Geräteraum – G2

im Gerätraum G2 befanden sich im vorderen Bereich u.a. oben die Schutzanzüge für die Kettensägenführer und -maschinisten, Sicherungsmaterial für die Verkehrsabsicherung wie Leitkegel, Bitzlampen, Heckabsicherung, Faltdreiecke, Signalkelle etc., Auffangbehälter und -wannen. Auch Feuerpatschen für Wiesenbrände waren hier untergebracht.

Im hinteren Bereich war Gerätschaft zur Wasserförderung und -weiterleitung gelagert. Im oberen Bereich fanden sich 7 gerollte B-Schläuche á 20m. Darunter, auf einem Auszug angebracht, die diversen Mehrzweckstrahlrohre (1x BM-Strahlrohr, 3 x CM-Strahlrohr, 1 x DM-Strahlrohr), Stützkrümmer für B-Strahlrohr sowie Halteleinen und Schlauchhalter. An der Seite des Einschubes wurde nachträglich ein Hohlstrahlrohr Typ Akron Turbojet mit fest verbautem Stützkrümmer befestigt.

Unter diesem Auszug befand sich früher die 2. Schlauchhaspel (siehe Beispielbild weiter unten). Da diese durch die Anschaffung der Schlauchtragekörbe nicht mehr benötigt wurde, konnte an diesem Platz Material zur technischen Hilfeleistung (Holzkeile, Pallhölzer, Spanngurte) untergebracht werden. Auch eine kleine Getränkekiste fand hier ihren sicheren Platz, so dass bei einem längeren Einsatz, besonders für die Atemschutzträger, eine Erstversorgung mit Flüssigkeit gewährleistet war. Für einen kurzen Schlauch zum Spülen der Pumpen nach Schmutzwassereinsatz fand sich auch noch ein Plätzchen.

Geräteraum – GR

Im Geräteraum Rückseite finden sich im oberen Bereich, in einer zur leichteren Entnahme absenkbaren Halterung, die 6 Saugschläuche. Dabei handelt es sich um formstabile Schläuche mit A-Kupplung und einer Nennweite von 110mm, die sich auch bei Unterdruck während des Ansaugens von Wasser nicht zusammenziehen. Diese werden in der Regel direkt an den Pumpeneingang gekuppelt.

Darunter wurde, wiederum in Eigenregie, eine Halterung für das Spineboard geschaffen. Hier ist es sicher befestigt und steht bei Bedarf schnell zur Verfügung (an dieser Stelle befand sich ursprünglich der Abgasschlauch der Pumpe, dieser hat seinen neuen Platz nun rechts daneben gefunden).

Zentral auf einem ausziehbaren Schlitten gelagert befand sich das Herzstück, die Tragkraftspritze Ziegler TS 8/8 ultraleicht (Nennförderleistung nach DIN 800L/min bei 8bar Druck) mit Trokomat.

Rechts von der Pumpe wurde in einem herausnehmbaren Kasten die Schmutzwasserpumpe (z.B. zum Auspumpen von Kellern verwendet) untergebracht. Auch den Oberflurhydrantenschlüssel konnte man bei Bedarf hier finden.

Auf der linken Seite, in Tragekästen verlastet und herausnehmbar, befanden sich die Zubehörteile für die Pumpe bei Nassbetrieb (Saugkorb, Saugkorbschutz, Arbeitsleinen zum sichern der Pumpe und Saugschläuche, Kupplungsschlüssel).

Geräteraum – G1

Wenn wir weiter zur linken Fahrzeugseite gehen, kommen wir zum Geräteraum G1. Hier waren im oberen hinteren Bereich ebenfalls Feuerwehrdruckschläuche verlastet, und zwar 2 x C-Druckschläuche á 15m und noch einmal 7 x B-Schläuche (20m).

Darunter wurden je 1 handelsübliche Holzaxt sowie 2 spezielle Feuerwehräxte untergebracht.

Darunter wiederum wurde die dort ehemals eingebaute Schlauchhaspel gegen 3 Schlauchtragekörbe ausgetauscht, die jeweils 3 bereits fertig gekuppelte C-Schläuche zu je 15m enthalten. Die Tragekörbe hatten gegenüber der Haspel den Vorteil, das diese von nur einer Einsatzkraft entnommen und an die Einsatzstelle verbracht werden konnten, während für die Haspel mindestens zwei Personen notwendig waren. Zudem konnten so, falls erforderlich, drei unterschiedliche Trupps zeitgleich bedient werden, mit der Haspel mussten die Trupps hintereinander die Schläuche zunächst abrollen. dies bedeutete einen enormen Zeitgewinn.

Zudem iwar der erste Tragekorb bereits mit einem Hohlstrahlrohr (AWG Turbospritze) sowie dem neuen Türrauchverschluss bestückt, was ebenfalls einen Zeitgewinn für den Angriffstrupp bedeutete.

Links neben den Äxten ist das sogenannte „Hosenstück“ angeflanscht. Dieses wird an den A-Eingang der Pumpen angeschlossen und dient dazu, die Pumpen mittels zweier B-Druckschläuche mit Wasser versorgen zu können.

Darunter befanden sich zwei Verteilerstücke mit jeweils einem B-Eingang sowie zwei C-Abgängen und in der Mitte einem B-Abgang, dem songenannten Sonderabgang. Hier kann mittels einer Reduzierung bei Bedarf noch ein dritter C-Schlauch angeschlossen werden.

Im vorderen Bereich des G1 wurde in dem oberen Staufach die Kettensäge nebst Treibstoff-/Kettenölbehälter und dem notwendigen Werkzeug und Ersatzteilen untergebracht.

Darunter befanden sich auf einem ausziehbaren Schlitten die vier Atemschutzgeräte, wobei sich immer je zwei Atemschutzgeräteträger gleichzeitig ausrüsten können, unterstützt von ihrem jeweiligen Truppkameraden/-Inn.

Beladung Dach

Auf dem Dach des Feuerwehrfahrzeuges wurde die vierteilige Holz-Steckleiter verlastet. Zudem finden sich hier der Einreißhaken mit schraubearem Stil, Strassenbesen, Schaufeln und Mistgabeln. Dazu lagern hier die Schlauchbrücken, um ein überfahren der Druckschläuche zu ermöglichen, sollten diese über Strassen und Wege verlegt werden müssen. Desweiteren wurden hier ein Schwer- sowie ein Leichtschaumrohr untergebracht.

Am hinteren Ende findet sich die Halterung mit Stromsteckdose für das Verkehrswarnsystem.

Vorderbaupumpe

Zu guter Letzt kommen wir zur Vorderbaupumpe. Dabei handelte es sich im Prinzip vom System her um die baugleiche Pumpe, wie sie auch im Heck eingeschoben war, also um eine Zielgler FP 8/8 mit Trokomat. Nur ist diese Pumpe fest am Rahmen des Fahrzeuges verbaut und mittels Nebenabtrieb mit dem Fahrzeugmotor verbunden und wird von diesem angetrieben. Damit die Pumpe während der Fahrt nicht ständig mitlief, konnte die Verbindung mittels handgeschalteter Kupplung getrennt werden. An der Pumpe befand sich ein zusätzlicher Lautsprecher, so dass der Maschinist den Funkverkehr auch bei laufendem Betreib mithören konnte.

So, damit wären wir am Ende unseres kleinen Rundganges angelangt und wir bedanken uns für Ihre Aufmerksamkeit und vor allem Geduld! Wir wünschen nun viel Spaß in der Bildergalerie.